Ardbeg zählt zweifelsohne zu den beliebtesten „Peathead“-Brennereien Schottlands, der Gemeinde um den schwer rauchigen Scotch Whisky. Vor Kurzem feierte die Islay-Brennerei ihr 200-jähriges Jubiläum. Gratulation! Nachdem Ardbeg viele Höhen und Tiefen durchleben musste und zeitweilig wie so viele ihrer Geschwister in den rauen 80igern eingemottet wurde, wird sie seit 1997 von Glenmorangie PLC geleitet (gehört nun Moët Hennessy Louis Vuitton und Diageo). Ardbeg wird von manchen Whisky Liebhabern kritisch als „Hype-Distillery“ betitelt. Der Grund hierfür liegt wohl in der Vielzahl an Sonderabfüllungen (meist ohne Altersangabe), die meist schnell ausverkauft sind und sich dann im Internet, dank der hohen Zahl an Sammlern, Preisschlachten liefern (siehe Rollercoaster, Alligator, Supernova etc.). Dem gegenüber steht eine vergleichsweise übersichtliche Range von Standardabfüllungen, derzeit der Ardbeg 10 und die drei No-Age-Statement-Geschwister Uigeadail, Corryvreckan und An Oa. Ich werde mich zu diesen Streitfragen nicht weiter äußern, da ich der Meinung bin, wer sammeln will, soll dies tun. Früher oder später könnte diese Blase platzen und wir Whisky-Genießer und Tastingfreunde freuen uns über ein Bad im Sammlerwhisky. So oder so produziert Ardbeg verdammt noch mal guten Whisky und solange das so bleibt, wird das Zeug auch weiter getrunken! Mit 54,2 % Vol. und 57,1 % Vol. bringen Uigeadail & Corryvreckan gut was auf die Wage und die Kühlfilterung spart sich die Brennerei obendrein.
Kommen wir nun aber zur Brennerei selbst. Mit Lagavulin und Laphroaig hat das Islay-Juwel prominente Nachbarn. Alle drei Brennereien sind durch einen Fußweg neben der Straße miteinander verbunden. Man kann daher beide Brennereien an einem Tag entspannt besichtigen. Läuft!
Die Location an Islays Südküste lässt jedes Whisky-Herz höher schlagen. Raues Meer, raue Felsen… und dazu ein Ardbeg! Toll! Die Brennerei ist auch für ihr Bistro, das „Old Kiln Cafe“ im Besucherzentrum bekannt, in dem man sich mit Speisen und dergleichen versorgen kann. Dies kann an einem Distillery-Tour-Tag durchaus einmal überlebenswichtig werden ;). Optisch macht die Brennerei einiges her und die Tour führt durch eine Vielzahl ansehnlicher Räumlichkeiten. In meinem Fall wurde die Tour, wie so oft, von einer attraktiven jungen Frau geleitet, die aber über die Führung hinaus leider wenig Sachkenntnis über Whisky zu haben schien. Das abschließende Tasting fiel auch spärlich aus, wenngleich man ein „Perfect Dram“ Gläschen mitnehmen dürfte. Aber wer fachsimplen will, sollte eben nicht die Standard Tour, sondern eine der Tasting-Touren oder ein Warehouse-Tasting wählen (auf Islay generell eine Empfehlung!!). Zu erreichen ist die Brennerei im Prinzip nur mit dem Bus, der auf Islay bekanntlich sehr sporadisch unterwegs ist. Informiert euch also vorher gut wann euch ein Bus zur Quelle der Ewigen Jugend fährt… und vor allem auch wieder zurück! Nachtrag: Mittlerweile haben wir die erweiterte „Ardbig Tour“ gemacht, die ich nur jedem ans Herz legen kann!
Fazit:
Ardbeg ist wie ich finde eine gute Mischung aus Touristenattraktion und Qualitätsbrennerei. Ihre Extravaganzen im Bereich Sonderabfüllungen waren ihrem Ruf sicher nicht nur zuträglich, aber unverschämt teure Flaschen haben schon andere Brennereien mit schlechterer Gesamtqualität auf den Markt geworfen. Ich finde Ardbeg ist ein absolutes Muss, wenn man sich bereits die Mühe gemacht hat nach Islay zu gelangen.
Slainte Mhath!
Euer Leon
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