Die Auchentoshan Brennerei liegt wie ihr gälischer Name übersetzt bedeutet an „der Ecke des Feldes“ in Clydebank, einem Nachbarort von Glasgow. Diese Nähe zu Glasgow macht sie zu einer beliebten Touristen-Attraktion, da sie mit dem Zug in etwas weniger als 45 Minuten zu erreichen ist (außer man verfranzt sich ständig mit den Haltestellen… hust*). Eben diese Nähe zu Glasgow mag es auch sein, welche die Auchentoshan-Tour für meinen Geschmack etwas zu routiniert und lieblos haben erscheinen lassen. Zu Gute halten muss ich der Tour aber, dass das Fotografieren im gesamten Gebäudekomplex erlaubt war, was bei vermeintlich kommerziell ausgelegten Brennereien nicht immer üblich ist. Dies war sehr erfreulich, bietet die Brennerei doch allerlei Sehenswertes.
Bereits die kupferne Mashtun ist ein wahrer Augenschmaus. Auch der Rest der Brennereigebäude ist schön anzusehen und bieten einen guten Einblick in den Produktionsprozess. 1823 wird als offizielles Gründungsdatum der Brennerei angegeben, wenngleich es strittig ist, ob Auchentoshan nicht aus der 1800 gegründeten Duntocher Distillery hervorging. Die Whisky Verkostung am Ende der Tour verlief leider ebenso lieblos wie die Tour selbst. Wir durften zwar mehrere unterschiedliche Abfüllungen kosten, jedoch wurde auch hier der Eindruck vermittelt, hierfür nur wenig Zeit zu haben. Somit blieb die Ruhe zum Verkosten geschweige denn zum Genießen etwas auf der Strecke. Von den Standardabfüllungen überzeugte mich der „Three Wood“ am ehesten, eine Abfüllung die in Ex-Bourbon, Ex-Oloroso Sherry und Ex-Pedro Ximenez Sherry Fässern reifte.
Auchentoshan wird angeblich von einigen Schotten als „Frühstückswhisky“ bezeichnet, was wohl seinem milden Ruf zuzuschreiben ist. Ob dies nun von der, für schottische Verhältnisse äußerst seltenen, Dreifachdestillation herrührt, vermag ich nicht zu beurteilen. Laut dem schottischen Youtuber und Whisky Virtuosen Ralfy wurde Auchentoshan einst als irische Brennerei auf schottischem Boden gebaut, um die in Schottland lebende irische Bevölkerung mit irischem Whiskey zu versorgen.
Man sagt sowohl klassischen irischem Whiskey als auch den Lowland Malts einen eher milderen (böse Zungen mögen sagen „schwächeren“) Charakter zu. Ralfys Erläuterungen klingen also plausibel. Er selbst verteidigt aber Lowland Whiskies, die seiner Meinung nach oft unterschätzt werden. Was soll ich sagen Malz Matrosen, am besten ihr bildet euch eure eigene Meinung ;). Das Gleiche gilt für die Auchentoshan Brennerei. Auf Grund ihrer Location und der tollen Sehenswürdigkeiten (Gebäude, Mashtun, Pot Stills) würde ich die Brennerei trotz meiner kritischen Worte für einen Besuch empfehlen und hoffe ihr erwischt einen motivierten Tourguide und kommt nicht, wie ich, abgehetzt zur letzten Tour des Tages.
Fazit: Eine interessante Brennerei in einem im professionellen Gewand. Ich persönlich konnte mich dem Eindruck nicht erwehren, dass Marketing und Tourismus den individuellen Charme der Brennerei schleifen. Dennoch bereue ich meinen Besuch nicht, da ich das Innenleben und die Gebäude als äußerst sehenswert empfunden und meinen Besuch trotz Reisestress sehr genossen habe.
Slainte Mhath!
Euer Leon
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