Distillery Review 9: Bladnoch, die Motten und das Licht

Malz Matrosen! Was soll ich sagen… Ein Abenteuer wäre kein Abenteuer, ohne Risiken und Zwischenfälle… Und nachdem die Bladnoch Distillery die zweite Whisky Brennerei ist, die ich auf meinem Malt-Mariners-Whisky-Trail 2015 besuche, ist mit ihr eine kleine Geschichte verbunden. Aber soll mir Einer einen Whisky oder eine Brennerei zeigen, beider es anders wäre. Genug der Vorrede! Nachdem meiner Windschutzscheibe in Masham (England, Yorkshire Dales), nahe der Black Sheep Brewery, der Durchbruch gelang (man möge mir das schlechte Wortspiel verzeihen, aber Galgenhumor rettet bekanntlich den Tag), begab ich mich also auf eine Odyssee zur Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit meiner geliebten „Dicken“ aka meines Gefährts.

Dies gelang mir mit Hilfe meiner wundervollen Gastgeber Anna und Steve in Silsden (thank you guys soo much!!) schlussendlich und ich machte mich am selben Tag auf in Richtung Wigtown, wo die Bladnoch Distillery auf mich wartete. Bei meinem dortigen Airbnb Gastgeber angekommen (gegen Abend in strömendem Regen) musste ich im Bett liegend feststellen, dass ich nicht allein war. Da ich von Natur aus kein Freund von Flöhen und ähnlichem Getier bin, verabschiedete ich mich noch am selben Abend (gegen 22:00 Uhr an einem Feiertag) und machte mich auf die Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Das einzige Gebäude weit und breit in dem noch Licht brannte, war in der Tat ein Pub. Als ich näher kam, konnte ich erkennen, dasses sich um das „Bladnoch Inn“ handelte. Der Whisky Kompass hatte mich ja noch nie im Stich gelassen, also blühte in mir neue Hoffnung auf ein Happy End dieses sch*** Tages. Ich kam mir ein bisschen wie in einem schlechten Western vor, als ich hundemüde und recht verzweifelt die Tür des Pubs öffnete. Und oh Wunder, es war noch ein Zimmer frei zu nicht ganz unbezahlbaren Preisen! (Beliebigen Gott hier einfügen) sei Dank! Und auf der gegenüberliegenden Straßenseite lag, dreimal dürft ihr raten, die Brennerei! Der Abend an der Bar bei nettem Plausch mit den Einheimischen und dem ein oder anderen Whisky oder Pint besänftigte dann auch schließlich meine Nerven (und meine Sinne). So würde ich zur Sperrstunde von der Gesellschaft mit den besten Wünschen für meine weitere Reise in eine erholsame Nacht verabschiedet.

Neue Kraft muss her! Also startete ich den nächsten Tag aus Prinzip mit einem full scottish breakfast. Danach gings dann endlich rüber zur Brennerei.

Wie ich bereits zuvor in Erfahrung gebracht hatte, sind derzeit leider keine Touren möglich. Daher hatte ich etwas Sorge die Strapazen und den weiten Weg nur für ein paar Brennereigebäude im Wachkoma hinter mich gebracht zu haben.

Vor Ort im Brennereishop erfuhr ich dann, dass die Brennerei zum jetzigen Zeitpunkt tatsächlich bereits seit knapp 6 Jahre außer betrieb ist. Erst jüngst hat sich ein neuer Besitzer gefunden, der australische Businessman David Prior soll in die Fußstapfen des irischstämmigen Raymond Armstrong treten. Dieser hatte die Brennerei selbst erst 1994 von United Distillers befreien… äh erwerben können. Bisher weiß niemand so recht, was der Besitzerwechsel für Auswirkungen auf die Produktpalette haben wird. In jedem Fall sichert(e) er das Überleben der Brennerei und das ist alles was (vorerst) zählt. Denn die Brennerei ist aus meiner Sicht ein wahres Prachtexemplar, das es zu erhalten gilt. Sie liegt direkt am Fluss Bladnoch und ist ein wahrer Augenöffner, wie die Hobbits zu sagen pflegen. Der Garten hinter der Brennerei liegt ebenfalls am Fluss und wenn hier in ein paar Jahren zu den neuen und alten Abfüllungen noch Kaffee und Kuchen verkauft wird, sollte das Besucherherz höher schlagen.

Es heißt gegen Ende 2016 sollen die neuen Fässer in die Lager rollen. Bis dahin (über-)lebt die Brennerei von ihrem Lager. Das machte sich auch im Shop bemerkbar, lagern dort doch nur noch 20 Jahre Plus Abfüllungen. Unter 90 Pfund verlässt keine Flasche den Laden und so muss man sich damit begnügen im Tastingraum zu probieren, was noch da ist (ich hatte das Glück noch ein paar 10,11 und 12jährige probieren zu können). Der Bladnoch 10 Jahre (Ex-Bourbon Fass) und der Bladoch 12 Jahre (Ex-Sherry lightly peated) beide stolzen 55 %vol. stießen in meinem persönlichen Ranking nur ins Mittelfeld vor. Man muss hierzu aber erwähnen, dass auf Grund der bisherigen Single Cask Politik das kein generelles Urteil über den Whisky sein kann, mal ganz davon abgesehen, dass ich meine persönlichen Vorlieben ohnehin nie als allgemeinen Qualitäts-Maßstab ansetzen würde. Obendrein wird sich vermutlich hier in Zukunft ohnehin einiges ändern. Die bisherigen Ausmaße der Brennerei (lediglich bis zu 100.000 Liter pro Jahr) werden auch im hauseigenen „bottlingplant“, also der „Abfüllstation“ erkenntlich. Diese ist nämlich tatsächlich bis heute eine handbetriebene Station geblieben (Link). Bladnoch fabrizierte darüber hinaus bislang ausschließlich Single Cask Abfüllungen mit Ausnahme der Distillers Edition. Färbung und Kühlfilterung sind hier ein Fremdwort (Thumbsup*). Ob das so bleiben wird, ist ungewiss. Wer einen Blick auf die jüngere Vergangenheit der Brennerei werfen möchte, der möge einmal bei Ralfy vorbei schauen und nach Bladnoch suchen. Wir dürfen in jedem Fall gespannt ein Auge auf diese Brennerei haben. Sie hat eine belebte Vergangenheit und großes Potential für die Zukunft. Und wir wissen ja, wer viel erlebt hat, hat viel zu erzählen. Hoffen wir der neue Besitzer beweist ein gutes Händchen für die alte Dame. Ich wünsche es ihr in jedem Fall!

Fazit:

Noch liegt die Brennerei im Dornröschenschlaf. Aber in wenigen Jahren sollte sich hier eine Genießerattraktion erster Güte entfaltet haben. Drücken wir die Daumen!

Slainte Mhath!

Euer Leon

Fakten (Stand August 2015):
Eigentümer: David Prior
Gegründet: 1825
Produktionsvolumen pro Jahr: 100.000 Liter
Adresse: Bladnoch, Wigtownshire, DG8 9AB
Aussprache: Bladnock
Erreichbar: Mit dem Auto
Link: http://www.thebladnochdistillery.co.uk

2 Gedanken zu “Distillery Review 9: Bladnoch, die Motten und das Licht

  1. Pingback: Captains drams today… Bladnoch Samsara & Adela | Maltmariners

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