Distillery Review 1: Laphroaig

Ich habe eigentlich nicht lange überlegen müssen, welche der bereits besuchten Brennereien ich zuerst vorstelle. Weil Laphroaig in meinen Augen einen ganz wesentlichen Charakterzug des Single Malt Whiskys repräsentiert, fiel die Wahl auf eben diese Brennerei. Whisky ist eine individuelle und subjektive Angelegenheit. Laphroaig Single Malt Whisky Distillery Einfahrt mit Laphroaig SchildWie kein anderer Whisky spaltet Laphroaig die Geister der Whiskygemeinde. Man sagt ihm nach, dass man ihn auf Anhieb entweder liebt oder hasst. „Moorleiche“, „Gummireifen mit Katzenpisse“, „Heißer Asphaltbelag im Regen“… die Geschmacksbeschreibungen von Laphroaig treiben wilde Blüten und wirken wenig schmeichelhaft. Doch bei den „Smokeheads“, den Rauch-Liebhabern, hat Laphroaig eine eingeschworene Fangemeinde, die wie das Publikum auf einem Metal Konzert zusammenstehen. Sie alle verbindet die Liebe zu einen Whisky mit Eiern. Also: Ehre wem Ehre gebührt.

Der Besuch der Laphroaig Distillery gestaltet sich bereits daher als schwierig, da sie auf der Insel Islay liegt, dem Herz der schottischen Raucher. Laphroaig Single Malt Whisky Distillery Visitor Center Ausblick aufs MeerMit Bus und Fähre erreicht man Islay von Glasgow aus in ca. 7 Stunden. Für einen Besuch sollte man daher mehr als nur ein Wochenende mitbringen. Wer den (traumhaft schönen) Weg auf die Insel aber hinter sich gebracht hat befindet sich im Whisky-Himmel. Laphroaig Distillery ist zwei- bis dreimal täglich mit dem Bus zu erreichen. Die Busverbindungen sind abenteuerlich, zur Not hilft der Daumen.

 
Laphroaig liegt, gemeinsam mit Ardbeg und Lagavulin, an der Südküste Islays nahe dem Küstenstädtchen Port Ellen. Das raue Meer und die felsige Bucht in der die Brennerei liegt, spiegeln den Charakter des Whiskys treffend wieder: Nix für Weicheier! Ein wahr gewordener Whisky Traum. Der Distillery Shop ist gemütlich, aber nicht überfrachtet und erweitert sich nach hinten zu einem gemütlichen Bereich mit Sesseln und Tischen und einer Tastingbar. Eine andere Tür führt ins Laphroaig-eigene kleine Museum, einer Ausstellung die stilvoll und rustikal durch die Geschichte der Brennerei führt.

Laphroaig Single Malt Whisky Distillery Gebäude am Meer im Sonnenschein
 
 

Die Tour wurde in meinem Fall von „David“ geführt, einem stämmigen Schotten, der auch regelmäßig traditionelle Musik in Port Charlotte Hotel spielt. Eine willkommene Abwechslung zu den oft jüngeren und weiblichen Tour Guides der Insel, die nicht immer 100 Punkte im Bereich Knowhow erreichen. Allerdings muss ich hier ergänzen: Mir persönlich ist es viel lieber einen nicht ganz so nerdigen Local als Tour Guide zu haben, der mir etwas aus dem Nähkästchen plaudern kann, als einen marketing-orientierten Whisky-Experten. Die Brennereien auf Islay sind ein wichtiger Arbeitgeber für die jungen InselbewohnerInnen. Bei Laphroaig wirkte das Personal sehr patent und direkt. Ich durfte überall auf der Tour Fotos machen, keine Selbstverständlichkeit mehr. Laphroaig gehört auch zu einer der wenigen Brennereien, die noch eigene Malting Floors (Mälzböden) besitzen. Rund 15 % des Malzes stammt bei Laphroaig wohl aus eigener Produktion, der Rest wird von den Port Ellen Maltings auf der Insel geliefert.

Laphroaig Single Malt Whisky Distillery Maltings Floors MälzbödenIch durfte mir einen geschmacklichen Eindruck vom frischen Malz und dem „Bier“/Wash machen. Das Stillhouse der Brennerei ist, wie die meisten, beeindruckend. Laut Aussage der Tour Guides wird bei der Destillation in den Lynearms der Brennblasen der Alkoholdampf noch einmal geteilt (unten und oben), sodass nur leichte Bestandteile in den fertigen Brand übertragen werden. Das soll den fertigen Whisky eine weiche Qualität geben, was ich neben dem heftigen Rauch selbst so empfinde. Die Erklärung schien mir daher, wenngleich technisch für mich Chemie-Noob nicht wirklich verständlich, einleuchtend.

Laphroaig Single Malt Whisky Distillery Pot Stills Brennblasen

Ein bisschen schade war, dass wir nicht „wirklich“ ins Lagerhaus konnten und die Fässer nur durch ein Gitter betrachten konnten. Das Take-Away Glass tröstete mich dann aber ausreichend darüber hinweg. Und einen der vielen Laphroaigs, an Ort und Stelle auf dem rauen Fels direkt am Meer genießen zu können, lässt dem Whisky Herzen dann doch keine Wünsche mehr offen. Da ich damals zur Zeit meines Besuchs dem Whisky noch nicht so zugetan war, verbrüderte mich der Besuch so sehr mit dem Whisky, dass er mir dann doch sehr schmeckte. Wer einmal an der Bucht von Laphroaig gesessen hat, weiß: Es gibt nur ein passendes Getränk dazu!
Mittlerweile gehört Laphroaig zu einem meiner absoluten Lieblings-Whisky.

 

Laphroaig Single Malt Whisky Distillery Whisky Fass Lagerhaus

Fazit: Egal ob man ihn liebt oder hasst: Laphroaig Distillery ist ein Muss für Whisky-Liebhaber! Besuchsempfehlung mit so vielen Ausrufezeichen wie der Whisky schmeckt!

Slainte Mhath!

Euer Leon

 

Laphroaig Single Malt Whisky Distillery Gebäude von außen

 

Fakten (Stand Jan. 2015):

Region: Islay

Eigentümer: Beam Suntory

Gegründet: 1815

Produktionsvolumen pro Jahr: 2.700.000 Liter

Adresse: Port Ellen, Islay, Argyll, PA42 7DU

Aussprache: „Lafroig“

Erreichbar: Mit dem Bus

Link: Distillery Homepage

Quellen:
– Hoffmann, Marc (2007): Whisky – Marken aus der ganzen Welt; Bath, New York, Singapore, Hong Kong, Cologne, Delhi, Melbourne: Parragon
– http://de.wikipedia.org/wiki/Laphroaig
– Jackson, Michael (2010); Malt Whisky; London, New York, Melbourne, München, Delhi: Dorling Kindersley
– Wündrich, Katja; Seonaidh, Adams (2012): Whisky Trails; Frankfurt am Main: Goldfinch
 

Ein Gedanke zu “Distillery Review 1: Laphroaig

  1. Pingback: Laphroaig 10 Jahre Sherry Oak vs. Laphroag PX Cask – Malt Mariners Whisky Review 129 | Malt Mariners Aktuelles

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