Ich habe eigentlich nicht lange überlegen müssen, welche der bereits besuchten Brennereien ich zuerst vorstelle. Weil Laphroaig in meinen Augen einen ganz wesentlichen Charakterzug des Single Malt Whiskys repräsentiert, fiel die Wahl auf eben diese Brennerei. Whisky ist eine individuelle und subjektive Angelegenheit. Wie kein anderer Whisky spaltet Laphroaig die Geister der Whiskygemeinde. Man sagt ihm nach, dass man ihn auf Anhieb entweder liebt oder hasst. „Moorleiche“, „Gummireifen mit Katzenpisse“, „Heißer Asphaltbelag im Regen“… die Geschmacksbeschreibungen von Laphroaig treiben wilde Blüten und wirken wenig schmeichelhaft. Doch bei den „Smokeheads“, den Rauch-Liebhabern, hat Laphroaig eine eingeschworene Fangemeinde, die wie das Publikum auf einem Metal Konzert zusammenstehen. Sie alle verbindet die Liebe zu einen Whisky mit Eiern. Also: Ehre wem Ehre gebührt.
Der Besuch der Laphroaig Distillery gestaltet sich bereits daher als schwierig, da sie auf der Insel Islay liegt, dem Herz der schottischen Raucher. Mit Bus und Fähre erreicht man Islay von Glasgow aus in ca. 7 Stunden. Für einen Besuch sollte man daher mehr als nur ein Wochenende mitbringen. Wer den (traumhaft schönen) Weg auf die Insel aber hinter sich gebracht hat befindet sich im Whisky-Himmel. Laphroaig Distillery ist zwei- bis dreimal täglich mit dem Bus zu erreichen. Die Busverbindungen sind abenteuerlich, zur Not hilft der Daumen.

Die Tour wurde in meinem Fall von „David“ geführt, einem stämmigen Schotten, der auch regelmäßig traditionelle Musik in Port Charlotte Hotel spielt. Eine willkommene Abwechslung zu den oft jüngeren und weiblichen Tour Guides der Insel, die nicht immer 100 Punkte im Bereich Knowhow erreichen. Allerdings muss ich hier ergänzen: Mir persönlich ist es viel lieber einen nicht ganz so nerdigen Local als Tour Guide zu haben, der mir etwas aus dem Nähkästchen plaudern kann, als einen marketing-orientierten Whisky-Experten. Die Brennereien auf Islay sind ein wichtiger Arbeitgeber für die jungen InselbewohnerInnen. Bei Laphroaig wirkte das Personal sehr patent und direkt. Ich durfte überall auf der Tour Fotos machen, keine Selbstverständlichkeit mehr. Laphroaig gehört auch zu einer der wenigen Brennereien, die noch eigene Malting Floors (Mälzböden) besitzen. Rund 15 % des Malzes stammt bei Laphroaig wohl aus eigener Produktion, der Rest wird von den Port Ellen Maltings auf der Insel geliefert.
Ich durfte mir einen geschmacklichen Eindruck vom frischen Malz und dem „Bier“/Wash machen. Das Stillhouse der Brennerei ist, wie die meisten, beeindruckend. Laut Aussage der Tour Guides wird bei der Destillation in den Lynearms der Brennblasen der Alkoholdampf noch einmal geteilt (unten und oben), sodass nur leichte Bestandteile in den fertigen Brand übertragen werden. Das soll den fertigen Whisky eine weiche Qualität geben, was ich neben dem heftigen Rauch selbst so empfinde. Die Erklärung schien mir daher, wenngleich technisch für mich Chemie-Noob nicht wirklich verständlich, einleuchtend.
Ein bisschen schade war, dass wir nicht „wirklich“ ins Lagerhaus konnten und die Fässer nur durch ein Gitter betrachten konnten. Das Take-Away Glass tröstete mich dann aber ausreichend darüber hinweg. Und einen der vielen Laphroaigs, an Ort und Stelle auf dem rauen Fels direkt am Meer genießen zu können, lässt dem Whisky Herzen dann doch keine Wünsche mehr offen. Da ich damals zur Zeit meines Besuchs dem Whisky noch nicht so zugetan war, verbrüderte mich der Besuch so sehr mit dem Whisky, dass er mir dann doch sehr schmeckte. Wer einmal an der Bucht von Laphroaig gesessen hat, weiß: Es gibt nur ein passendes Getränk dazu!
Mittlerweile gehört Laphroaig zu einem meiner absoluten Lieblings-Whisky.
Fazit: Egal ob man ihn liebt oder hasst: Laphroaig Distillery ist ein Muss für Whisky-Liebhaber! Besuchsempfehlung mit so vielen Ausrufezeichen wie der Whisky schmeckt!
Slainte Mhath!
Euer Leon
Fakten (Stand Jan. 2015):
Region: Islay
Eigentümer: Beam Suntory
Gegründet: 1815
Produktionsvolumen pro Jahr: 2.700.000 Liter
Adresse: Port Ellen, Islay, Argyll, PA42 7DU
Aussprache: „Lafroig“
Erreichbar: Mit dem Bus
Link: Distillery Homepage
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